Warten auf die Limitzahlen

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Dietzenbach – Mehr als 400 Teilnehmer starteten am vergangenen Wochenende bei den hessischen Meisterschaften der Bogenschützen im Freien im Dietzenbacher Waldstadion. Ausrichter war erneut die heimische SG Tell. Die Titelkämpfe auf Landesebene fanden damit bereits zum dritten Mal hintereinander in Dietzenbach statt. 2019 könnte es ein viertes Mal in Serie soweit sein: „Der hessische Schützenverband hatte die Hessenmeisterschaft für drei Jahre vergeben, für das kommende Jahr hat sich allerdings noch kein Ausrichter gefunden“, erklärt Joachim Neumann, Schriftführer und Pressewart der SG Tell.

„Es ist schön, diese Meisterschaften hier auszurichten“, sagt Neumann. Auch wenn das für die über 50 Helfer – darunter nicht nur Mitglieder der SG Tell, sondern auch Eltern der Nachwuchsschützen aus dem Kinder- und Jugendbereich – jede Menge Arbeit bedeutet. Im Waldstadion bieten sich den Schützen aus allen Teilen Hessens optimale Bedingungen. Die Veranstalter hatten gleich 40 Scheiben aufgebaut. „Das ist schon eine Menge, das sind vier LKW-Ladungen voll“, sagt Neumann. Wenn man bedenkt, dass jede einzelne Scheibe 80 bis 90 Kilogramm wiegt, wird schnell deutlich, wie viel Muskelkraft beim Auf- und Abbau erforderlich war. Für die Teilnehmer in Dietzenbach ging es nicht nur um den begehrten Hessentitel, sondern auch darum, die Limitzahlen (erforderliche Anzahl der Ringe) für die deutsche Meisterschaft zu erreichen. Die Limitzahlen können allerdings erst ermittelt werden, wenn alle Landesverbände ihre Meisterschaften abgeschlossen haben. Die deutschen Meisterschaften finden dann im August in Wiesbaden statt. Die SG Tell ist zuversichtlich, auch dort einige Schützen in den Wettkampf schicken zu können. Freuen durfte sich auf jeden Fall Colleen Meyer (SG Tell), die mit dem Recurve-Bogen bei den Schülerinnen B den ersten Platz belegte. Überhaupt zeigte sich der Dietzenbacher Nachwuchs wieder einmal sehr erfolgreich. Strahlende Gesichter angesichts guter Leistungen und Platzierungen gab es unter anderem auch beim SV Diana Ober-Roden und den Offenbacher Flobertschützen.

Manuela Bräuer glaubt nicht an einen Start in Wiesbaden. Im vergangenen Jahr lagen die Limitzahlen bei über 570. Mit 544 Ringen belegte sie am vergangenen Samstag in der Masterklasse weiblich unter zwölf Starterinnen den fünften Platz und war damit sehr zufrieden. Denn die 50-Jährige begann erst im April 2015 mit dem Bogenschießen. „Der Bogensport hat mich schon immer fasziniert“, meint die Hainstädterin, die in Dietzenbach arbeitet und daher auch der SG Tell beigetreten ist. Im Urlaub probierte sie das Bogenschießen auch schon einmal aus. „Aber dann kam erst die Heirat, Familie, Kinder“, erklärt sie, warum aus der Faszination lange Jahre kein Hobby wurde. Dann aber entschied sie vor einigen Jahren, dass es nun an der Zeit wäre, wieder Sport zu betreiben. „Yoga ist nicht so mein Ding“, sagt Manuela Bräuer. Doch Yoga und Bogenschießen sind sich gar nicht unähnlich, auch hier lässt es sich nach einem stressigen Arbeitstag sehr gut abschalten. Beim Bogenschießen muss man sich „auf seinen Körper konzentrieren, alle Muskeln werden trainiert“, erläutert die Hainburgerin. Was ihr an diesem Sport ebenfalls sehr gut gefällt: Er ist sowohl alleine als auch mit der Mannschaft (bestehend aus drei Schützen) möglich. „Man unterstützt sich gegenseitig. Es ist eine schöne Sache, mehrere Möglichkeiten zu haben“, berichtet die 50-Jährige, die in jüngeren Jahren in Hainstadt Handball spielte, sich aber ausgerechnet in ihrem Abschiedsspiel schwer am Knie verletzte. „Da war alles kaputt. Durch den Bogensport hat sich das Knie aber wieder stabilisiert“, freut sich die Tell-Schützin.

Über die Bezirksmeisterschaft vor einigen Wochen qualifizierte sich Manuela Bräuer erstmals für die Landesmeisterschaft. In Seligenstadt belegte sie mit dem Recurve-Bogen in ihrer Altersklasse mit 532 Ringen den ersten Platz. „Das war ein tolles Erlebnis“, blick Bräuer zurück. Nach Platz fünf auf heimischem Terrain heißt es nun, auf die Limitzahlen für die deutsche Meisterschaft zu warten. „Da bin ich ganz entspannt“, sagt sie. „Die Aufregung kommt erst, wenn ich es geschafft haben sollte“, lacht die Hainburgerin, die es sich zum Ziel gesetzt hat, sich weiter zu verbessern, „Stückchen für Stückchen nach vorne zu arbeiten. 2019 würde ich gerne bei der Hessenmeisterschaft auf dem Treppchen stehen“, sagt sie. Und dann könnte die erreichte Ringzahl vielleicht sogar reichen, um auch bei der „Deutschen“ sicher starten zu dürfen